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Bundesverdienstkreuz für Sabine Nehls

Sabine Nehls und die WeiberWirtschaft: Diese Geschichte begann 1986 im Büro der Frauenbeauftragten des Berliner Senats, als die WeiberWirtschafts-Ak­ti­vistinnen die ersten Gespräche über ein zu errichtendes Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrum führten. Als Sabine Nehls 1987 nach Hannover zur Niedersächsischen Landesverwaltung wech­selte, hatte sie die Idee der WeiberWirtschaft schon im Gepäck. Und deshalb steht seit vielen Jahren das zweitgrößte Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrum Deutschlands in Hannover.

Natürlich wurde Sabine Nehls schon in den Aufbaujahren Genossenschafterin und kam zuverlässig jedes Jahr zur Generalversammlung. Ihre Redebeiträge waren sowohl geschätzt als auch ein bisschen gefürchtet: Da war eine, die ein großes Tier in der öffentlichen Verwaltung war, die sich auskannte mit diesem für uns so fremden Milieu, und die zugleich eine von uns war, der Unternehmung WeiberWirtschaft absolut wohlgesonnen und gerade deshalb sehr, sehr kritisch. Als Sabine Nehls im Jahr 2000 in den (Un-)­­Ruhestand und damit zurück nach Berlin kam, wurde sie Aufsichtsrätin der WeiberWirtschaft und wirkte als Mittlerin zwischen den Welten der öffentlichen Verwaltung und der Frauenbewegung. Sabine Nehls hat es selbst so formuliert „Wir waren [in Niedersachsen] immer gefordert bzw. herausgefordert, die vielfältigen Aktivitäten der außerparlamentarischen Frau­enbewegung dem Verwaltungshandeln anzupassen.“1 Glücklich kann sich schätzen, wer wie wir von Sabine Nehls schon vorher aus den eigenen Reihen erfährt, wo die Grenzen dieser Anpassung liegen könnten und wie man den Gesprächspartnern auf der anderen Seite entscheidende Anstöße dazu geben könnte, diese Grenzen kreativ zu weiten.

Wenn es die WeiberWirtschaft schließlich geschafft hat, sich milieu- und parteiübergreifend zu vernetzen, dann auch, weil wir in Sabine Nehls eine so gute Navigatorin an unserer Seite hatten!

2006 entstand aus der WeiberWirtschaft heraus die Gründerinnenzentrale – Navigation in die Selbständigkeit. Träger ist ein Verein, und Sabine Nehls übernahm zusammen mit Sabine Smentek den Vorstand, dem sie lange Zeit, bis 2013, angehörte.

Dass solche Vorhaben gelingen und über Jahre und Jahrzehnte nicht nur funktionieren, sondern sich weiter entwickeln und zu Institutionen, zu weithin beachteten Modellprojekten werden, dazu bedarf es Frauen wie Sabine Nehls, die nicht nur wie ein Eisbrecher neue Wege für Frauen bahnen helfen, sondern ihr Knowhow auch bereitwillig an die nächste Generation weitergeben. Selbstverständlich ist das nicht!

Sabine Nehls ist längst eine der „Grande Dames“ unserer Genossenschaft, sie ist vielen von uns ein Vorbild in ihrer Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit für ihr Thema Geschlechtergerechtigkeit.

Sie für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, gemeinsam mit dem Förderverein der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft e. V., ihrem anderen großen feministischen ehrenamtlichen Wirkungsfeld, war deshalb nur folgerichtig.

Am 24. November 2016 wurde ihr der Orden in einem feierlichen Akt verliehen. Herzlichen Glückwunsch!

 

1) In: „So fangen Märchen an. Eine sehr persönliche Schilderung einer Verbundenheit auf Distanz.“ In: Claudia Neusüß und Katja von der Bey (Hg.), Unsere Luftschlösser haben U-Bahn-Anschluss. WeiberWirtschaft – eine Erfolgsgeschichte, Berlin 2015, Seite 89